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Dienstag, 29. November 2022

Das Volk der hängenden Köpfe

 

Menschen blicken plastisch aus Bildschirmen und symbolisieren so die Abhängigkeit von der modernen vor allem mobilen Technologie
Der Mensch entwickelte den aufrechten Gang vermutlich, um Gefahren und Beute frühzeitig sehen zu können. Heute verkrümmt er den Hals, damit er den Blick ständig auf sein Mobiltelefon richten kann. Die Chinesen nennen diese Menschen treffend "Volk der hängenden Köpfe".

Der Mensch fügt sich den Dingen, die er erschafft

Ist das die nächste evolutionäre Stufe der Menschheit? Auch wenn man das mit einem Schmunzeln meinen könnte: Natürlich nicht. Es zeigt nur, wie sehr sich der Mensch der von ihm geschaffenen Technik anpasst. Andere Erfindungen werden folgen. Implementierte Chips zum Beispiel, Kontaktlinsen mit Datenübertragung oder auch Geräte, die sich heute noch niemand vorstellen kann.

Eines steht allerdings fest: Je mehr sich der Mensch seiner Technik anpasst, desto schneller wird er sich verändern. In welche Richtung? Wer weiß. Darüber können wir heute nur spekulieren.

Ein Naturvolk sind wir jedenfalls längst nicht mehr. Körperliche Voraussetzungen und Wissen sind vielfach verloren gegangen. Inzwischen sind wir Menschen, die in einer selbst erschaffenen Welt leben, einer Welt, in der uns viele Dinge umgeben, deren Anforderungen wir uns fügen. Ein Fahrstuhl, zum Beispiel. Die meisten Menschen benutzen ihn, selbst wenn sie nur zwei Stockwerke zu gehen hätten und die Wartezeit, bis der Fahrstuhl bereitsteht, länger ist als der Fußweg über die Treppe. Dafür setzen wir uns dann auf stationäre Fahrräder, um zu trainieren.

Das Mobiltelefon verspricht den Menschen ein Mehr

Wir erschaffen Dinge, die erfordern, dass wir mehr Dinge erschaffen, die den negativen Einfluss der ersten Dinge auf uns ausgleichen. So entsteht ständig Neues, das noch mehr Neues bedingt. Ein Kreislauf, auf den wir sogar unsere Wirtschaft abstimmen und den wir durch Wirtschaftstheorien sehr einfallsreich erklären und bestätigen.

Doch im Grunde ist es sehr einfach: Wir brauchen immer mehr. Die Mobiltelefone sind die Mittler zu diesem Mehr. Ganz gleich, um was für ein Mehr es dabei geht: Mehr Gespräche, mehr Dinge, mehr Nachrichten. 

Der Mensch veraltet mehr und mehr sein gesamtes Leben über den kleinen Taschencomputer, der sich als harmloses Telefon tarnt und doch jeden Schritt seines Nutzers dokumentiert. Von zurückgelegten Reisestrecken über Kontobewegungen bis zu Gesundheitsdaten. Nebenbei animiert es die Menschen genau zu dem Mehr, das sie so gerne haben möchten und das jetzt sehr einfach für sie zu bekommen ist. Nur ein paar Klicks und das Mehr wird postwendend zu ihnen nach Hause geliefert.

Deshalb verkrümmt der Mensch seinen Hals und wird zum "Volk der hängenden Köpfe". Es ist dieses Mehr, welches das Mobiltelefon ihm verspricht und vor dem er seinen Kopf neigt.

Vielleicht verbirgt sich dahinter doch die nächste evolutionäre Stufe in der Entwicklung der Menschheit. Nur wird sie anders aussehen, als wir es erwarten.